22.12.25

Schädlinge in der Stadt: Was 30 Jahre Zürcher Daten über echte und vermeintliche Hygiene-Risiken verraten

Stellen Sie sich vor, ein Mieter meldet „Schaben in der Küche“. Der Hauswart alarmiert den Schädlingsbekämpfer, Biozide werden eingesetzt, die Küche ist tagelang gesperrt und am Ende stellt sich heraus, dass es nur die harmlose Bernstein-Waldschabe ist, die im Herbst von draussen hereingeflogen ist. Solche Szenarien kosten Geld, Nerven und manchmal unnötig das Vertrauen der Bewohner.

Schädlingsbekämpfung

Genau hier setzt die Urban Pest Advisory Service (UPAS) der Stadt Zürich durch Aufklärung und Beratung an. Seit über 30 Jahren ist sie die genaueste Langzeitbeobachtung städtischer Schädlinge in der Schweiz. Die Daten zeigen eine sich verändernde Situation in der Stadt Zürich.

Die gute Nachricht: Klassische Hygieneschädlinge nehmen ab

Deutsche Schabe, Lebensmittelmotte und Co. werden dank besserer Reinigung, dichter Bauweise, Gelködern und professioneller Bekämpfung deutlich seltener gemeldet. Bei Schaben sogar um das Fünffache seit den 1990er Jahren.

Verwechslung statt Befall: Der stärkste Anstieg in den Zürcher Meldungen betrifft die Bernstein-Waldschabe (Ectobius vittiventris). Diese einheimische Art lebt draussen in Laub und Sträuchern und kommt nur im Spätsommer/Herbst in Gebäude, meist durch offene Fenster oder an warmen Fassaden. Sie ist völlig harmlos, wird aber optisch oft mit der echten Hygieneschädlinge Deutsche Schabe verwechselt. Das Ergebnis sind teure Fehleinsätze. Seit die UPAS gezielt aufklärt und Bestimmungshilfen bereitstellt, sind diese Fehlmeldungen spürbar zurückgegangen.

Die echte Herausforderung: Bettwanzen sind zurück und resistent

Während Schaben abnehmen, steigen die Bettwanzen-Meldungen europaweit und in der Schweiz stark an (in Zürich von ca. 15 auf über 80 Fälle pro Jahr). Reisen und Gebrauchtmöbel sind die Hauptschlepper. Besonders betroffen: Hotels, Pflegeheime, Studentenwohnheime, Asylunterkünfte. Bettwanzen sind kein „Schmutzproblem“, sondern ein Logistik- und Koordinationsproblem. Viele Populationen sind inzwischen gegen klassische Insektizide resistent. Sprays aus dem Baumarkt verschlimmern oft alles.

Die hygienefreundlichste und wirksamste Lösung ist eine kontrollierte Thermobehandlung: Erhitzen auf über 50–60 °C über mehrere Stunden tötet zuverlässig alle Stadien (Eier inklusive), ohne giftige Rückstände. Ideal für Hygienezonen, Matratzen, Pflegebetten und Gastronomieküchen. Die Methode ist schnell, dokumentierbar und wird von Bewohnern und Gästen deutlich besser akzeptiert als chemische Methoden.

Was das konkret für Hygiene, Reinigung und FM bedeutet

  • Korrekte Bestimmung vor jeder Massnahme → spart 30–50 % der Einsatzkosten
  • Klare Meldewege und Schulung des Personals (Hauswart, Reinigung, Empfang) verhindern Panik und Fehleinsätze
  • Thermobehandlung statt Gift als Standard in sensiblen Bereichen
  • Regelmässiges Monitoring (z. B. Pheromonfallen für Schaben, Bettwanzen-Fallen in Risikobereichen)
  • Transparente Kommunikation: „Wir haben das im Griff“ wirkt besser als Vertuschen

Quellen

https://www.researchgate.net/publication/237522032

https://www.researchgate.net/publication/266172821

https://www.mdpi.com/2075-4450/14/10/798

https://www.researchgate.net/publication/267253548

https://www.srf.ch/wissen/gesundheit/bettwanzen-stechen-auch-in-der-schweiz

https://www.umweltbundesamt.de/bettwanzen

https://www.insekta.ch/thermobehandlung.php

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