13.04.25

Von der Quelle bis zum Hahn

Sauberes Trinkwasser wird in der Schweiz als selbstverständlich angesehen – doch welchen Weg nimmt es von der Quelle bis zum Wasserhahn? Dieser Beitrag zeigt, wie Quell-, Grund- und Seewasser aufbereitet, gespeichert und verteilt werden. Moderne Verfahren sorgen für höchste Wasserqualität, während ein effizientes Leitungsnetz die sichere Versorgung bis zum Verbraucher gewährleistet. Auf den letzten Rohrmetern bis zum Verbraucher trägt der Eigentümer bzw. Betreiber Verantwortung.

Hygieneforum Sauberes Glas Trinkwasser

Von der Quelle bis zum Hahn: Der Weg des Trinkwassers in der Schweiz

In der Schweiz wird Trinkwasser aus drei Hauptquellen gewonnen: Quellwasser, Grundwasser und Oberflächenwasser aus Seen und Flüssen. Jeweils rund 40 % des Trinkwassers stammen aus Quell- und Grundwasserströmen, während die verbleibenden 20 % aus Oberflächengewässern gewonnen werden. Diese Ressourcen liefern jährlich etwa eine Milliarde Kubikmeter Trinkwasser, was lediglich 1.5 % der jährlich verfügbaren Oberflächen- und nutzbaren Grundwasserressourcen entspricht.

Wasserverbrauch in der Schweiz

Der durchschnittliche tägliche Trinkwasserverbrauch pro Person in der Schweiz beträgt etwa 287 Liter. Davon entfallen rund 142 Liter auf den direkten Verbrauch im Privathaushalt, hauptsächlich für Körperpflege und Hygiene. Der restliche Verbrauch ergibt sich aus Wasser, das am Arbeitsplatz, in der Freizeit und in öffentlichen Einrichtungen genutzt wird.

Insgesamt hat sich der Pro-Kopf-Verbrauch seit den 1980er Jahren von etwa 500 Litern auf unter 300 Liter pro Tag reduziert, was auf effizientere Wassernutzung und technologische Fortschritte zurückzuführen ist.

Detaillierte Daten zum durchschnittlichen Wasserverbrauch pro Unternehmen pro Tag sind nicht explizit verfügbar. Es ist jedoch bekannt, dass Industrie und Landwirtschaft zusammen etwa 50 % des gesamten Wasserverbrauchs in der Schweiz ausmachen, wobei sie rund 80 % ihres Bedarfs aus eigenen Quellen decken.

Wasseraufbereitung

Die Qualität des Rohwassers in der Schweiz ist dank umfassendes Gewässerschutzes meist gut bis sehr gut beschaffen. Dennoch durchläuft ein Grossteil des Wassers verschiedene Aufbereitungsprozesse, um höchste Trinkwasserstandards zu gewährleisten. Etwa ein Drittel des gewonnenen Wassers kann ohne Behandlung ins Versorgungsnetz eingespeist werden, ein weiteres Drittel erfährt eine einstufige Desinfektion, beispielsweise durch UV-Bestrahlung oder Chlorierung. Das verbleibende Drittel wird mittels mehrstufiger Verfahren aufbereitet. ​

Zu den in der Schweiz zugelassenen Aufbereitungsverfahren zählen unter anderem:​

  • Flockung: Hierbei werden durch Zugabe von Flockungsmitteln feine Partikel im Wasser zu grösseren Flocken gebunden, die anschliessend leichter entfernt werden können.​
  • Schnellfiltration: Das Wasser durchströmt mit hoher Geschwindigkeit eine Quarzsandschicht, wobei Partikel effizient abgetrennt werden.​
  • Langsamsandfiltration: Bei diesem Verfahren fliesst das Wasser langsam durch eine Sandschicht, wobei Mikroorganismen und Partikel zurückgehalten werden.​
  • Aktivkohlefiltration: Organische Verunreinigungen und Geschmacksstoffe werden durch Aktivkohle adsorbiert und somit aus dem Wasser entfernt.​
  • Membranfiltration/Ultrafiltration: Feinste Membranen trennen Mikroorganismen und Partikel vom Wasser ab.​
  • Ozonung: Durch Zugabe von Ozon werden organische Stoffe oxidiert und Krankheitserreger abgetötet.​
  • Desinfektion mit Chlor und UV-Licht: Diese Methoden dienen der Abtötung verbliebener Mikroorganismen und gewährleisten die mikrobiologische Sicherheit des Trinkwassers.​

Je nach Rohwasserqualität und spezifischen Anforderungen werden diese Verfahren oft in Kombination eingesetzt, um ein sogenanntes Multi-Barrieren-System zu schaffen, das eine hohe Trinkwasserqualität sicherstellt.​

Verteilung und Speicherung

In einem klaren Monitoring-Prozess wird das aufbereitete Lebensmittel Trinkwasser nach dem internationalen Standard des HACCP-Konzeptes zur Lebensmittelsicherheit überwacht (engl.: Hazard Analysis Critical Control Points, dt. übersetzt: Gefahrenanalyse und kritische Kontrollpunkte). Nach der Aufbereitung wird das Trinkwasser in Reservoirs gespeichert, die sich meist auf Anhöhen befinden, um einen konstanten Wasserdruck zu gewährleisten. Das mittlere Reservoirvolumen beträgt dabei 432 Liter pro Einwohner, wodurch Verbrauchsspitzen problemlos gedeckt werden können. Von den Reservoirs aus gelangt das Wasser über ein weitverzweigtes Leitungsnetz zum Verbraucher. Dieses Verteilnetz umfasst inklusive Hausanschlussleitungen gesamtschweizerisch etwa 81’500 Kilometer, was dem zweifachen Erdumfang entspricht.​

Gebäudeinstallation

Innerhalb der Gebäude obliegt die Verantwortung für die Wasserqualität dem Eigentümer. So fordert der Gesetzgeber auch hier eine Form der Lebensmittelüberwachung, in einem abgeschwächten Prozess (GVP – Gute Verfahrenspraxis, beschrieben u.a. in aktuellen Regelwerken).

Im Gebäude wird die Installation komplexer und dadurch auch anfälliger als eine Hauptversorgung. Über 80 % der Rohrleitungsmeter fallen innerhalb der Gebäude an, bei gerade einmal 1.5 % des Wasservolumens. Zudem kommen unterschiedlichste Materialien, Energieeinträge zur Bereitstellung von Warmwasser und baulich anspruchsvolle Situationen der Ausführung zusammen. Dies alles trifft in der Praxis nicht selten auf mangelnde Kontrolle, fehlerhafte Installationen und führt durch die resultierenden Problematiken auch zu branchenbezogenen Image- und Vertrauensverlusten.

Eine fachgerechte Installation und regelmässige Kontrollen im Bereich der Hausinstallationen sind entscheidend, um die Qualität des Trinkwassers bis zum Wasserhahn zu gewährleisten. Dazu zählt die Durchführung der Selbstkontrolle, was u.a. die Vermeidung von Stagnationswasser, die Durchführung von mikrobiologischen Kontrollen, den Schutz vor Verunreinigungen und die Einhaltung hygienischer Standards bei Umbauten oder Erweiterungen der Installationen beinhaltet.​

Durch ein sorgfältig abgestimmtes Zusammenspiel von Gewinnung, Aufbereitung, Speicherung, Verteilung und Gebäudeinstallation sollte sichergestellt sein, dass den Konsumenten in der Schweiz hochwertiges Trinkwasser direkt aus dem Hahn verfügbar gemacht wird. Die Realität zeigt jedoch auf, dass vor allem die letzten Meter der Versorgungskette anfällig sind. Gerade im Bereich der Gebäudeinstallation kommen, wie oben erwähnt, vielfältige Faktoren zusammen, die Einfluss auf die mikrobiologische Stabilität und Qualität des Trinkwassers nehmen. Diesen ist entschlossen und nachhaltig entgegenzuwirken.

Quellen:

https://www.svgw.ch/wasser/kommunikationstools/wasserversorgung

https://www.svgw.ch/de/wasser/kommunikationstools/wasserversorgung/aufbereitung

https://www.svgw.ch/wasser/wasseraufbereitung

https://www.svgw.ch/wasser/kommunikationstools/wasserversorgung/verteilung

https://www.svgw.ch/de/wasser/kommunikationstools/wasserversorgung/nutzung

https://www.svgw.ch/wasser/wasserstatistik

https://www.svgw.ch/de/medienmitteilungen/svgw-medienmitteilung-wasserstatistik

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/950548/umfrage/durchschnittlicher-trinkwasserverbrauch-in-der-schweiz-je-einwohner-und-tag

https://www.aquaetgas.ch/svgw-news/wasser/20240228_svgw-wasserstatistik-betriebsjahr-2022

https://www.aquaetgas.ch/svgw-news/wasser/20250217-wasserstatistik-betriebsjahr-2023

https://trinkwasser.ch/de/versorger/834/stadt-zurich-wasserversorgung/268/default

https://wfw.ch/wasserwissen/wasserqualitaet-schweiz#

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