05.05.23

Von der Idee zum fertigen Reinigungsprodukt

Reinigungsmittel haben einen festen Platz in einer modernen Gesellschaft. Ohne diese chemischen Helfer wäre eine Hygiene wie wir sie kennen weder im privaten noch im öffentlichen Bereich möglich. Neben dem positiven Einfluss auf Sauberkeit und Hygiene muss auch dem Einfluss auf die Umwelt Rechnung getragen werden.

Von Idee Zum Reinigungsprodukt

Phase 1

Am Anfang eines Entwicklungsprozesses muss definiert werden:

  • Die zu reinigenden Oberflächen
  • Die zu entfernende Verschmutzung
  • Gebrauchsfertige Lösung oder Konzentrat
  • Gewünschte Reinigungsleistung
  • Gewünschte Ökologie
  • Zu erwartende Einstufung nach CLP
  • Gefahrengut Ja oder Nein
  • Verpackung
  • Kann VOC vermieden werden?

Nachdem wir anhand obiger Punkte ein Grobprofiel des neuen Reinigungsmittels erstellt haben, beginnen wir mit der Marktstudie. Wird ein solches oder ähnliches Produkt bereits angeboten (heutzutage sehr wahrscheinlich), sammeln wir Daten über relevante Konkurrenzprodukte. Hier dient das Internet und/oder verschiedene Literatur als wichtige Quellen. Ebenso werden Muster von relevanten Produkten gesammelt, welche zu einem späteren Zeitpunkt als Referenz für Vergleichstests herangezogen werden.

Phase 2

Nun sind wir bereit für den nächsten Schritt. Hier wird in erster Linie festgelegt, welche Rohstoffe für das geplante Produkt benötigt werden. Idealerweise kann mit Rohstoffen gearbeitet werden, welche wir bereits inhouse vorrätig haben. Wenn dies nicht möglich ist, kontaktieren wir unsere Rohstofflieferanten. Dieser unterbreitet uns Vorschläge, anhand des definierten Leistungsprofils. Für Tenside kann das wie folgt aussehen:

  • Art des Tensides (Anionisch, Nichtionisch, Amphoter oder Kationisch)
  • Basistensid oder Co-Tensid
  • Schaumverhalten
  • Netzverhalten
  • Ethoxylierungsgrad
  • Anteil nachwachsender Rohstoffe
  • Eigengeruch
  • Einstufung ECHA (1)

Je nach Produktegruppe werden noch weitere Rohstoffe für die neue Formulierung benötigt.

  • Säuren
  • Alkalien
  • Lösungsmittel
  • Polymere
  • Komplexbildner
  • Lösungsvermittler
  • Inhibitoren
  • Konservierungsstoffe
  • Duftstoffe
  • Farbstoffe

Phase 3

Anhand der gesammelten Daten, eigenen Erfahrungswerten sowie Empfehlungen von Rohstofflieferanten erstellen wir nun eine Richtformulierung. Im Labor wird ein erstes Labormuster erstellt. Hier wird der Schwerpunkt auf Löslichkeit und Komptabilität der einzelnen Rohstoffe gelegt. Auch werden bereits erste Vergleichstests mit Referenzprodukten gemacht. Je nach Testverlauf beginnt nun das Feintuning, bis die gewünscht Leistung erreicht ist. Während diesem Prozess muss immer die Angestrebte Klassifizierung des Produktes im Auge behalten werden. Je nach Inhaltstoff kann bereits eine kleine Veränderung der Menge eine schlechtere Einstufung nach CLP bedeuten (2). Dieser Umstand ist wesentlich, da die Einstufung eines Produktes einen direkten Einfluss auf die zu ergreifenden Arbeitsschutzmassnahmen in der praktischen Anwendung haben.

Da die Ökologie bei neuen Formulierungen eine immer grössere Rolle spielt, werden auch die Richtlinien für das EU-Ecolabel mit einbezogen (3). Das bedeutet, dass zum Beispiel Tenside aus nachwachsenden Rohstoffen aus zertifiziertem Anbau stammen, auf kritische Inhaltstoffe verzichtet wird und Umweltverträglichkeit der Verpackung sowie Anwendungs- und Dosierungshinweise vorhanden sind.

Phase 4

Zum Schluss muss die fertige Formulierung noch Stabilitätstests bestehen. Hier testen wir über eine bestimmte Zeit, ob kein Inhaltstoff separiert und die Duft- und Farbstoffe stabil sind. Nachdem die Hardware nun fertig und für die Vermarktung bereit ist, müssen noch die regulatorischen Auflagen erfüllt sein. Mit Hilfe einer speziellen Datenbank wird nun das Sicherheitsdatenblatt erstellt. In diesem Datenblatt wird auch die Einstufung nach CLP definiert, das heisst, welche Gefahrensymbole und Gefahrensätze auf der Etikette erscheinen müssen. Gleichzeitig erstellen wir auch die Betriebsanweisung. Das fertige Sicherheitsdatenblatt mit der Klassifizierung des Reinigungsmittels dient nun als Grundlage für die Anmeldung beim Bundesamt für Gesundheitswesen.

Literatur

(1) ECHA European Chemical Agency
(2) CLP Verordnung EG 1272/2008
(3) EU Ecolabel Reinigungsmittel für harte Oberflächen EU 2017/1217

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